KRIEG IST ALLER DINGE VATER: DIE POLITIK DES KRIEGES, IMPERIUMS UND DER FREIHEIT IN DEMOKRATISCHEN ATHEN

  • KURT A. RAAFLAUB
Keywords: Krieg in der Antike, klassisches Athen, Perikles, Imperialismus, Demokratie, Freiheit

Abstract

Athens „goldenes Zeitalter“ verkörpert aus unserer modern Sicht eine Epoche der Größe und Blüte in Kultur und Humanismus. Dafür zeugen uns der Parthenon, Phidias’ Skulpturen, Sophokles’ Tragödien, Aristophanes’ Komödien, Thukydides’ Geschichtswerk und die Anfänge sokratischer Philosophie. Die Zeitgenossen dagegen verbanden „Größe“ offenbar nur selten mit kulturellern Leistungen, sonder sahen sie als Resultat bemerkenswerter kriegerischer Erfolge, präzedenzloser Macht und Herrschaft und grenzenloser Freiheit, errungen von Bürgern, die aufgrund einer tief-prägenden bürgerlichen Ideologie ihre Pflicht in der Wahrung und Vergrößerung der militärischen und politischen Macht ihrer Gemeinde sahen. Athen war das erste griechischen Staatswesen, das ein Seereich geschaffen und das Prinzip der Demokratie so weit verwirklicht hatte, wie es damals überhaupt denkbar war. Herrschaft nach außen und Demokratie im Innern bedingten sich gegenseitig. Das Engagement der Bürger in ihrer Gemeinde war einmalig in der Weltgeschichte; das Maß an Macht und Freiheit, das sie genossen, blieb danach während mehr als zwei Jahrtausenden unerreichbar. Aber ausgehungert und erschöpft war dieses selbe Athen fünfundzwanzig Jahre nach Perikles’ Tod gezwungen, der Krieg verloren zu geben und wäre beinahe zerstört worden. Dieser Beitrag lotet die Spannungen und Widersprüche aus, die in Athens Kriegs-, Herrschafts- und Freiheits-Politik und deren ideologischer Untermauerung und engen Verbindungen zur Demokratie liegen – Themen, die zeitlose Bedeutung haben und unsere eigene Zeit besonders ansprechen.

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